Der erste Auftritt. Addi Hochreutener, 13, und Moritz Meichtry, 14, stehen im Restaurant Säntis an der Löwenstrasse in Rorschach, vor ihnen hängt das Mikrophon an einer Wäscheleine. Noch etwas unbedarft, dafür mit der Zuversicht der Jugend setzen sie an zu «There is a House in New Orleans», interpretieren «Venus» von Shocking Blue. Geübt haben sie nicht, aber sie brennen darauf zu zeigen, was sie können. Die Gage: ein Spiegelei und Trinkgeld.
Das war 1969. Das «Säntis» ist längst nicht mehr, Addi Hochreutener und Moritz Meichtry hingegen stehen noch heute als Swiss Singers auf der Bühne. 40 Jahre Unterhaltung – das sind rund 1500 Auftritte, neun Kreuz- und Flussfahrten, Teilnahmen am Grand Prix der Volksmusik und am Concours Eurovision de la Chanson, Engagements nach New York, Bielefeld und Innsbruck, zehn eigene CDs, Songs auf 70 Sampler – selbst nach Italien verkauften sie als Maurizio und Marcello eine Nummer.
Heute wie damals sind sie gefragt, werden von TV-Stationen eingeladen, wenn sie auch weniger Engagements annehmen als früher. Ihren Erfolg verdankten sie vor allem ihrem Entdecker und Förderer Ralph Ottinger, sagt Addi Hochreutener. «Er hat uns geraten, nicht nur auf einen Musikstil zu setzen.» Ob Rock, Country, Schlager, in diesen Musikstilen sind die Swiss Singers genauso zu Hause wie in Musicals, Negro-Spirituals oder urchigem Jodel; ob grosse Show oder A-cappella-Nummer, sie lassen sich in kein Schema pressen.
Immer wieder suchen sie neue Herausforderungen, wagen sich gar an ein Medley mit Queen-Hits. Ihre Vielseitigkeit sei ihre Stärke, ist Addi Hochreutener überzeugt. «Wir sprechen alle an.»
Erfolgreich macht die Swiss Singers auch ihre Professionalität. «Wir haben unser Handwerk von der Pike auf gelernt», sagt Moritz Meichtry. Das gilt für ihre Musik wie für den Umgang mit der Bühnentechnik. «Mit einem Hammer, einem Schraubenzieher und Isolierband konntest Du früher alles flicken.
Heute ist alles High Tech», erinnert er sich. Trotzdem sind sie sich treu geblieben: Sie singen immer live. Wer ihnen nicht glaubt, soll warten bis sie den Verstärker abschalten und mit ihren Stimmen das Gegenteil beweisen. So haben sie schon eine Wette mit Pepe Lienhard gewonnen.
Jeden Auftritt bereiten die Swiss Singers akribisch vor. Sie schreiben ein Drehbuch und studieren die Choreographie vor dem Spiegel ein. Sie wollen ihr Publikum überraschen, pflegen den Kontrast und «setzen immer noch einen drauf».
Gleichzeitig bleiben sie flexibel. Da bringt es sie auch nicht aus dem Konzept, als bei den Proben für die Sendung «Hopp de Bäse» am nächstem Samstag der Regisseur von ihnen verlangte, während ihres Auftrittes herumzugehen. «So etwas haben wir erwartet», sagen sie nur.
Ihr Erfolg beruht nicht zuletzt auf dem gegenseitigen Respekt für ihre unterschiedlichen Musikvorlieben. «Es ist eine Frage der Toleranz», sagt Meichtry. Jeder habe seine Rolle, Moritz gebe die Impulse, er setze die Musik für sie um, ergänzt Hochreutener.
Auch sie hätten Meinungsverschiedenheiten, letztlich vermöge jeder das durchzusetzen, was ihm wichtig sei. «Eine explosive Mischung.»
Zitat St.Galler Tagblatt 01.10.2009